Der nach der Generation nach Claude Debussy bedeutendste französische Komponist Maurice Ravel wurde am 7. März 1875 in Ciboure nahe der spanischen Grenze geboren. Sein Vater war ein Ingenieur aus der Gegend von Genf, seine Mutter war Baskin. Ihr Einfluss auf ihn in seinen späteren Kompositionen war sehr prägend. Mit drei Monaten kam er nach Paris, wo er im Verlauf seiner Ausbildung 16 Jahre lang am Conservatoire studierte. Sein bedeutendster und liebster Lehrer war dort Gabriel Fauré. Bereits mit 20 Jahren komponierte er in einem ausgeprägten persönlichen Stil. Trotz mehrfacher Bemühungen blieb ihm allerdings der begehrte Rompreis, um den er sich mehrfach bemüht hatte, versagt. Es kam in diesem Zusammenhang sogar zu einem Eklat. Seinen Kompositionsstil entwickelte er nicht nur durch Einflüsse von Gabriel Fauré und Nikolai Rimsky-Korssakoff, später von Erik Satie und Claude Debussy, sondern er bezog viele Anregungen aus der Musik François Couperins, Jean-Philippe Rameaus und Domenico Scarlattis. Seine vielfach impressionistischen Klangbilder sind stets strukturell ausgefeilt und beeindrucken durch raffinenierte Instrumentierung. Seine Komponistenkarriere begann mit Klavierwerken (Menuet antique), er widmete sich in der Folge ausschließlich der Komposition und trat nur als Pianist und Dirigent seiner Werke an die Öffentlichkeit. Seine Begeisterung für den Impressionsmus brachte ihn mit Debussy in Verbindung und führte ihn zu seinem farbigen, glänzenden Kompostitions- und Orchestrationsstil (Jeux d'eau). Die baskischen Weisen seiner Kindheit wirkten in zahlreichen seiner Kompositionen nach – 1907 wurde geradezu sein spanisches Jahr (Rhapsodie Espagnole, L'Heure Espagnole). Die Zigeuner-Folklore regte ihn zu dem glänzenden Virtuosenstück für Violine Tzigane an. Modest Mussorgskys Bilder einer Ausstellung wurden in seiner von Sergei Kussewitzki bestellten Instrumentierung von 1922 erfolgreicher als das Original für Klavier. Sein wohl berühmtestes Werk, der Bolero, entstand aus der Lust am Instrumentieren: eine Melodie wird ostinatohaft in ständig wechselnden Orchesterfarben vom ppp zum fff geführt. Es ist eines der erfolgreichsten Werke überhaupt, das unzählige Male aufgenommen und eingespielt wurde. Aber auch fast alle anderen Werke Ravels sind – zumeist mehrfach – auf Schallplatte/CD aufgenommen worden. Ravel blieb unverheiratet, er liebte exotische Katzen und seinen Garten mit japanischen Zierblumen. Er umgab sich mit Luxus, der ihn jedoch über ein Gefühl der Einsamkeit nicht hinwegtrösten konnte. Ravel litt zunehmend an Schlaflosigkeit, langanhaltenden, unerträglichen Kopfschmerzen und Erschöpfungszuständen. Um den Verdacht auf einen Gehirntumor auszuräumen unterzog er sich einer Gehirnoperation, an deren Folgen er am 28. Dezember 1937 in Paris verstarb.
Tabellarische Biographie
7.3.1875 | geboren in Ciboure, Basses Pyrénées (Frankreich). Erster Klavierunterricht ab dem siebten Lebensjahr. |
1889 | Nach mehrjähjrigem privaten Musikunterricht, Aufnahme am Pariser Konservatorium. |
1885 | Kompostion des Menuet antique und Beendigung seiner Ausbildung am Konseratorium. |
1899 | Großer Erfolg der Komposition Pavane pour une infante défunte. Den begehrten "Prix de Rome" hat Ravel, trotz meherer Versuche, jedoch nie erhalten. |
1906 | UA der Miroires für Klavier |
1908 | UA der Rhapsodie espagnole für Orchester. UA vo Ma mère l'oye (Mutter Gans) in der Fassung für Klavier zu vier Händen. |
1911 | UA des Einakters L'Heure espagnole in Paris. |
1912 | UA am 28.1. von Ma mère l'oye in der Orchesterfassung in Paris. Im Juni UA von Daphnis et Cloë (Ballettmusik) in Paris. |
1922 | Bearbeitung von Mussorgskys Bilder einer Ausstellung. |
1925 | UA von L'enfant et les sortilèges in Monte Carlo. |
1928 | UA des Bolero als Ballett. |
1929/30 | Klavierkonzert D-Dur für die linke Hand. |
1932 | Im Januar UA des Klavierkonzert G-Dur in Paris. Im Oktober Autounfall mit schweren gesundheitlichen Folgen. |
28.12.1937 | gestorben in Paris (Frankreich) nach einer Operation. |